Estrich News
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Austrocknung des Estrichs und ihre Tücken
VÖEH Vorstand Ing. Robert Tucheslau geht den Tücken bei der Austrocknung des Estrichs auf den Grund.
Die kurzen Bauzeiten, der rasche Baufortschritt, die immer höheren Ansprüche an die Bodenbeläge erfordern für die Dauer der Austrocknung des Estrichs eine genau abgestimmte Zeitplanung.
Die geplante Begehbarkeit, Belastbarkeit und schlussendlich die Belegereife werden oft durch Witterungseinflüsse ( Hitze, Frost und hohe Luftfeuchtigkeit ) wesentlich beeinflusst. Weitere
Verzögerungen im Bauablauf, durch Umplanungen, länger andauernde Vorleistungen lassen für die Estrichherstellung und letztlich für seine Austrocknung kaum mehr einen Spielraum in der
Fertigstellungsphase. Die allgemeine Faustregel der Trocknungszeit eines Zementestrichs beschreibt:
d² x 1,6 = ca. Tage der Belegereife (Estrichdicke zum Quadrat mal Faktor 1,6)
In der Ungeduld der Wartefrist (bei 5cm Estrich = 40 Tage) für die weitere Beanspruchung des Bodens, liegen die Tücken der Austrocknung des Estrichs. Die Austrocknung kann in zwei verschiedenen Fällen erfolgen:
A. Die natürliche Austrocknung:
Durch die Feuchtigkeitsabgabe des Estrichs steigt die feuchte Luft durch langsame Erwärmung auf und wird durch Luftumwälzung abgeführt.
Die Tücken:
Die Sonneneinstrahlung, die durch ein Fenster auf einen fixen Punkt im Raum fällt, beschleunigt auf dieser Fläche die Abbindung des Estrichs. Durch diese beeinflusste Schwindung zieht sich der
Estrich zusammen, das Ergebnis sind Randaufschüsselungen bis zu 1,5cm. Durch häufig fehlende provisorische Fensterverschalungen, kommt es zu starken Zuglufterscheinungen, da es keine
provisorischen Wohnungseingangstüren gibt. Diese, oft nur knapp über der Fußbodenfläche herrschende Zugluftströmung, führt zu einer unkontrollierten Teilflächentrocknung, mit dem Resultat von
landkartenartigen Rissen. In weiterer Folge entsteht, durch die abgerissenen Flächen ein unterschiedliches Schwindverhalten, sodass sich wiederum Aufschüsselungen, nicht nur im Randbereich,
sondern auch bei Fugen und Türübergängen, bilden. Einem Abschleifen der Aufschüsselung kann nur bedingt zugesprochen werden, da sich bei endgültiger Austrocknung des Estrichs seine Lage
großteils wieder rückverformt! Dieser Vorgang ist oftmals in den abgerissenen Verfugungen in Nassräumen erkennbar.
Durch frühzeitige Aufbringung der Isolierung in den Nassräumen wird die Austrocknungszeit des Estrichs verlängert, wodurch es erst nach 1-3 Heizperioden zu einer Rückverformung kommt und somit die Randverfugung abreißt. Dauerelastische Verfugungen sind - aufgrund ihrer begrenzten andauernden Elastizität - Wartungsfugen, und in regelmäßigen Abständen zu erneuern.
B. Die künstliche Austrocknung:
Die sogenannte künstliche Austrocknung kann durch Einsatz von Abbindebeschleuniger oder Schnellzemente herbeigeführt werden. Die Belegereife von Estrichen bei Einsatz von Abbindebeschleuniger werden häufig für 7 Tage beziehungsweise 14 Tage gewünscht. Der Einsatz von Schnellzementen ermöglicht schon eine Belegereife in 24 bis 48 Stunden. Dementsprechend gelten für beide Beschleuniger eine frühere Belastbarkeit, als auch eine frühere Möglichkeit des Ausheizens bei Fußbodenheizungen.
Die Tücken:
Grundsätzlich sind die dieselben Anforderungen zu beachten wie bei der natürlichen Austrocknung, nur jedoch rascher und kurzfristiger. Die Belegereife gibt uns schon ziemlich den Zeitpunkt der
Belagsverlegung vor. Der Vorteil der Abbindebeschleuniger (nicht bei Schnellzement) liegt darin, dass sie grundsätzlich als Verflüssiger wirken und dadurch die Wasserzugabe verringern und
dadurch frühzeitiger austrocknen. Das Verhalten des Estrichs ist nach seiner Trocknungszeit jedoch gleich, wie der unbeeinflusste hergestellte Estrich. Somit kann es nach zu langer Wartezeit
für die Belagsverlegung zu einer Rückfeuchtung, aufgrund erhöhter herabfallender Luftfeuchtigkeit kommen und der Einsatz hat zwar für die Fortführung des Baubetriebes durch frühzeitige
Belastbarkeit seinen Erfolg gebracht, jedoch für die frühere Belagsverlegung seinen Zweck unter Umständen nicht erfüllt. Bei Schnellzementestrichen ist das Verhalten einer Rückfeuchtung
ähnlich, jedoch aufgrund seines kurzfristigen Einsatzes erfolgt die Belagsverlegung rascher als eine beeinflussende Befeuchtung möglich ist.
„Bei Vermeidung der genannten Tücken bleibt der Boden stabil unter den Füßen!"