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Zeit- und lastabhängige Verformungen beim Estrich

In Österreich werden jährlich ca. 10 Millionen m² Zementestrich verlegt. Bei diesen zementären Estrichsystemen kommt es häufig zu merklichen Verformungen im Rand- und Fugenbereich. Eine technisch richtige Sanierung dieser Gegebenheiten ist sehr kosten- und zeitintensiv.

Warum wird hier in der Planung nicht über Möglichkeiten nachgedacht, die solche Verformungen reduzieren und gibt es diese überhaupt?

Die positive Nachricht ist, dass man solche Verformungen durch verschiedenste Maßnahmen deutlich reduzieren kann. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Diese beginnen bei der Wahl der Estrichart (Stichwort Schwindmaß) und enden bei Maßnahmen, welche ein rasches Abtrocknen der obersten Zone verhindern. Dies kann zum Beispiel durch Verwendung eines Verdunstungsschutzes oder durch Auflegen von PAE-Folien im Zuge der Estrichherstellung erfolgen. In der Planung sind diese Eigenschaften des Zementestrichs zwar bekannt, werden jedoch in der Umsetzung zu wenig bzw. zum überwiegenden Teil nicht berücksichtigt. Die Gründe hierfür sind in der Kostenseite zu vermuten. Dies ist jedoch in vielen Fällen ein Trugschluss, da die anschließenden Behebungskosten meist die Kosten der möglichen Maßnahmen im Vorfeld übersteigen.

Bei der nachstehend angeführten Auswertung wurde im Zuge einer Bachelorarbeit ein Versuch mit drei verschiedenen Nachbehandlungsmaßnahmen an einem Zementestrich durchgeführt.

Hierbei ist zu erkennen, dass die Estrichplatte mit aufgetragenen unverdünnten Verdunstungsschutz die geringste Verformungsneigung aufweist und innerhalb der Prüfdauer von über 80 Tage beinahe in den Ursprungszustand zurückkehrt. Die anderen Varianten bleiben in unterschiedlichen Ausmaßen im Verformungszustand. Die Variante mit verdünntem Verdunstungsschutz sowie mit Abdeckfolie liegen erkennbar schlechter in den zuvor genannten Eigenschaften. Die Estrichplatte ohne Nachbehandlungsmaßnahmen weist erwartungsgemäß die größte Verformung auf.


Was sind die Hauptursachen für die zeit- und lastabhängigen Verformungen beim Estrich?

Einer der Hauptursachen für entstehende Verformungen sind unter anderem das Schwindmaß des verwendeten Estrichs sowie eine rasche Abtrocknung der Estrichoberfläche durch Zugluft und hoher Lufttemperatur beim Einbau. Ebenfalls kann eine direkte Sonneneinstrahlung auf die jeweilige Estrichfläche ursächlich sein. Dies verursacht höhere Spannungen an der Estrichoberseite, das wiederum ein Anheben der Rand- und Fugenzonen der Estrichplatte mit sich bringt. Ähnlich wie die unterschiedliche Trocknung zwischen Ober- und Unterseite des Estrichs wirkt ein Temperaturgefälle im Zuge des Trocknungsprozesses, welches z.B. durch eine Fußbodenheizung hervorgerufen wird. Das Einhalten der zeitlichen Parameter beim Ausheizvorgang ist daher ein wichtiger Punkt.

Wie kann man diese entstandenen Verformungen sanieren?

Diese entstandenen Verformungen können sich nur durch aufwendige Maßnahmen wie z.B. durch Befeuchten und Beschweren dieser Bereiche entsprechend langsam zurückbilden. Die meistgewählte Sanierungsmaßnahme durch Abschleifen dieser erhöhten Bereiche, birgt in vielen Fällen Folgen mit sich.

Ein stattfindender Feuchteausgleich im Querschnitt des Estrichs, der sich nach Verlegung des Oberbelages im Laufe der Zeit einstellt, bewirkt in Verbindung mit Auflasten (Möbel) eine mehr oder weniger starke Rückbildung dieser Verformungen. Das Maß dieser Rückbildung erhöht sich dann um jenes der erfolgten Schleifarbeiten.

Die dadurch wiederum entstehenden Fugenabrisse im Bereich der keramischen Beläge bzw. die hierdurch resultierenden Abstände zwischen Sockelleiste und Parkettboden, sind meist nur durch enormen Aufwand zu sanieren.

Fugenabriss beim keramischen Oberbelag aufgrund einer Rückverformung der EstrichplatteFugenabriss beim keramischen Oberbelag aufgrund einer Rückverformung der Estrichplatte


Fugenabriss und abgelöste Fliesen im Randbereich aufgrund einer Rückverformung der EstrichplatteFugenabriss und abgelöste Fliesen im Randbereich aufgrund einer Rückverformung der Estrichplatte


Die Forderungen an die Planungsseite!

Jedes Projekt hat, sozusagen seine eigenen Gesetze. Daher sind auch die Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Reduktion der zeit- und lastabhängigen Verformungen unterschiedlich. Wichtig ist, dass in der Planungsphase die wie auch immer gearteten Schritte berücksichtigt werden. Durch Rücksprache mit Fachbetrieben und Fachleuten im Bereich der Estrichherstellung können Lösungen erarbeitet werden, welche diese Problemzonen auf ein erträgliches Maß eingrenzen können.

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